Kathrin Reichelt wurde als erstes Kind im neuen Stadtteil Maadebogen geboren
Von Barbara Schwarz
Die Bewohner des Maadebogens feiern vom 30. April bis 2. Mai den zehnten Geburtstag ihres Stadtteils. Dazu hat der aktive Bürgerverein als Veranstalter des Geburtstagsfestes im Maadebogen-Mitte, der jetzt erst bebaut wird, ein Festzelt aufgestellt. Dort wollen heute abend die Erwachsenen und die Jugendlichen tanzen und den bereits am letzten Wochenende gemeinsam geschmückten Maibaum aufstellen. Morgen, am 1. Mai, wird ausgeschlafen, aufgeräumt und beim Frühschoppen geklönt. Am Sonnabend, dem 2. Mai geht es dann vormittags um 10 Uhr weiter mit Straßenflohmarkt, einer Bauausstellung der Sparkasse im Festzelt, mit Hubschrauberrundflügen, Kutschfahrten im Ponywagen, Karussellfahrten, Tombola und Spielen. Abends singt der ShantyChor der Marinekamerschaft v. 1894 und steigt eine Talk-Show im Festzelt. Die Arbeiten am eigenen Häuschen, aber vor allem auch die Kinder haben in Wilhelmshavens jüngstem Stadtteil, dem Maadebogen, die Bewohner einander näher gebracht. In der Nachbarschaft entstanden viele Freundschaften, die durch Veranstaltungen des Bürgervereins noch gefestigt und erweitert wurden. Das erste Kind, das im Maadebogen vor zehn Jahren zur Welt gekommen ist, heißt Kathrin Reichelt. Kathrins Eltern Christiane und Lothar Reichelt waren am 4. Dezember 1982 in das selbst entworfene Haus in der Magellanstraße 24 eingezogen. Am 27. Dezember kam Kathrin auf die Welt. Für ihre Mutter Christiane eine aufregende Zeit, denn die Reichelts waren erst 1981 aus Hagen in Westfalen nach Wilhelmshaven gekommen, weil Lothar Reichelt hier bei der Sparkasse eine bessere Stelle bekommen hatte. Während der Bauzeit des Hauses besuchte Lothar Reichelt einen Sparkassenfachlehrgang, so daß die ganze Last der Überwachung der Bauarbeiten und Handwerker bei Christiane Reichelt lag. Als das Haus dann bezogen und Kathrin auf die Welt gekommen war, konnte man sich nur mit viel Phantasie vorstellen, daß aus dem Maadebogen mal ein schöner, grüner und gepflegter Stadtteil werden würde. Erde und Sandberge, soweit man sah, Schlick vor der Haustür, aber noch kein Bürgersteig. Dennoch hatte sich Christiane Reichelt für einen hellen Teppichboden im Erdgeschoß entschieden und sie schaffte es auch, diesen vor dem Schmutz draußen vor der Tür zu bewahren „Spazierengehen mit dem Kinderwagen war allerdings bei den Straßenverhältnissen damals auch kaum möglich," erklärt Christiane Reichelt.
1983 dann schöpfte sie Hoffnung, als in der Magellanstraße mit dem Bau des Bürgersteigs begonnen wurde. Aber dann kam der erste Frost und die Bauarbeiten wurden genau zwei Häuser vor den Reichelts eingestellt und ein zweiter Winter ohne Bürgersteig ging ins Land. Schlimmer waren allerdings noch die Otts aus dem Kolumbusring 61 dran. Sie durften in den ersten Wochen ihre Toilette noch nicht benutzen, mußten sich eine Chemietoilette anschaffen, weil der Schaltschrank im Pumphaus für die Kanalisation noch nicht geliefert und installiert war. Die Otts waren übrigens die ersten, die 1982 ihr Haus im Maadebogen bezogen. Aber diese Anfangsjahre im Neubaugebiet brachten die Menschen im Maadebogen einander näher. Der nächste Supermarkt lag im Wiesenhof, ebenso Kindergarten und Grundschule. Die Familien bildeten Fahrgemeinschaften, die teilweise bis heute noch bestehen. Man half sich, wo man konnte. Die Mütter und die Kinder trafen sich, klönten bzw. spielten und feierten auch zusammen, so wie die Otts in ihrer Nachbarschaft jedes Jahr gemeinsam in den Mai. Kathrin Reichelt, 9, und ihre Freundin Mareike Rehdelfs, 10, die als Baby mit ihren Eltern in den Maadebogen gezogen war, leben gern im neuen Stadtteil, weil es so viele gute Spielmöglichkeiten gibt, man im Winter auf dem Fortgraben Schlittschuh laufen kann und-so Kathrin -„keine Hochhäuser im Maadebogen stehen." Ein bißchen traurig ist sie nur, daß ein Fischreiher ihre Goldfische aus dem Teich im Garten heraus gefischt und gefressen hat.
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